#1

Popsplits & ROCK COPY RATS - Berlin ist nicht Meissen

in Off-Topic 26.09.2010 17:47
von HH aus EE (gelöscht)
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Popsplits & Rock Copy Rats - Berlin ist nicht Meissen

Vor der Zeiten- und Kulturwende war ich ein fleißiger Radiohörer. Vor allem die Rocksendungen und Features vom RIAS und auch des SFB hatten es mir angetan, ebenso wie die Sendungen von DT64 und der „Stimme“, die sich mit hausgemachter Rock-Kost beschäftigten. Nach den Jahren 1989/90 war der politische Bruch auch im Radio, übrigens auf beiden Seiten, zu spüren und zu hören. In den letzten 20 Jahren wurden die Sender immer privater und die Inhalte so flach, dass es schon nicht mehr reicht, ein geistiger Tiefflieger zu sein, um dort noch mithalten zu können. Mainstream und Billig-Pop in jedem Sender und auf jeder Frequenz, Moderationen, Infos und Hintergründe – Fehlanzeige.

Doch es gibt auch Ausnahmen. Immer wenn ich mit dem Auto Richtung Berlin fahre, höre ich RADIO EINS und ich kann sicher sein, dass der Mainstream und die CD vom Doof-Markt außen vor bleiben. Ab und an ertönt auch unverhofft eine unverwechselbare Stimme, die in ihrer ebenso unvergleichlichen Art kleine Geschichten darüber erzählt, welche Geschichte hinter so manchem Welthit zu entdecken ist. So etwas kannte ich schon von Barry Graves und Olaf Leitner. Die kleinen Popsplits, gesprochen vom Schauspieler und Synchronsprecher MICHAEL PAN, haben auch dieses besondere Etwas und ab und an hatte ich schon das Glück, so eine Geschichte hinter so manchem Hit zu hören, wenn ich im Auto saß.

Am diesem letzten Septemberwochenende weilte ich beim Weinfest in Meissen, um das andere Bandprojekt von LARRY B. namens ABACAB zu erleben. Bei meinem Eintreffen vor der Bühne zwischen Heinrichsbrunnen und Franziskanerkirche begannen dort die ROCK COPY RATS zu spielen. Ich glaubte einen Ansager zu hören, doch halt, diese Stimme tat etwas anderes und irgendwie bekannt kam sie mir auch vor. Richtig, es war die markante Stimme aus RADIO EINS und auch hier in Meissen tat sie das gleiche. Sie erzählte die Geschichten, wie es zu so manchem Welthit kam und nach jeder dieser kleinen Kurzgeschichten machte sich die Band daran, den jeweiligen Hit live auf die Bühne zu bringen.

Was ich zunächst als positiven Aha-Effekt erlebte, wandelte sich leider ziemlich schnell in Abkehr, denn für mein Gefühl versuchten die ROCK COPY RATS aus wirklich jedem Song und um jeden Preis ihre eigene gleichtönende Kopie zu stampfen. Egal ob „Children Of The Revolution“ von T. Rex oder das alte „Born To Be Wild“ von Steppenwolf, der Bandmotor bekam so viel Gas, dass er jedes Mal schon im 1. Gang überdrehen musste. So etwas halten selbst die Ur-Rocker T.Rex nicht aus. Auch aus der wunderschönen Jagger/Richards-Ballade „ Bitter Sweet Symphony“ von The Verve versuchte man etwas zu machen, das zwangsläufig zum Hopsen und Springen animieren sollte, was auch bei „Shout“ von Tears For Fears kräftig in die Hose ging, wie mich die Bemerkungen von den Nachbartischen wissen ließen. Als dann auch noch „Mercedes Benz“ von Janis Joplin auf diese Weise von einem stimmlichen Kücken zerhackt wurde, wäre ich am liebsten nach vorn gegangen.
Andererseits wollte ich den hopsenden Ladies und zuckenden Lederjacken, die sich zu diesem Soundbrei rhythmisch zu bewegen versuchten, nicht den Spaß am Hopsen verderben, denn schließlich ist mein Empfinden bei weitem nicht das Maß aller Dinge, aber mir schien, ich war damit nicht völlig allein.

Der Bandname ROCK COPY RATS assoziiert ja das „Kopieren von Rock durch Ratten“, wenn meine Englischkenntnisse noch funktionieren. Dem habe ich nichts mehr hinzu zu fügen.
So toll die gesprochenen Popsplits geschrieben sind und auch gesprochen im Radio wirken, in so ein Konzerprogramm eingebunden, zerreißen sie jedes Mal die Dramaturgie der Tanzenden, wenn man sie denn auch noch dazu auffordert, und derjenigen, die vielleicht doch Musik hören wollen. Uns an den Tischen gaben diese Minuten Gelegenheit für Gespräche.

Der Gerechtigkeit halber und weil ich auch angenehm überrascht wurde, möchte ich erwähnen, dass Alex Prokop versuchte, einen guten Bass in den zerflederten Soundbrei in Presslufthammerlautstärke einzubringen und sein Junior bei „Am Fenster“ von City und „Bitter Sweet Symphony“ von The Verve eine Geige in die Nacht fiedelte, die keine Wünsche offen ließ und Joro Gogow mindestens zum Staunen gebracht hätte. Respekt, Prokop Junior, das kann was werden und meine Wünsche dafür begleiten Dich. Der kann das sicher auch in anderen Bands und mit anderer Musik, vielleicht sogar eigener!

Ich hab’ wirklich nichts gegen musikalische Überraschungen und ich suche sie auch manchmal. Die ROCK COPY RATS mögen in Berlin ein Underground-Hit sein und es will mir scheinen, auch eine Anhängerschar huldigt der Kopier-Band. Hier im Sächsischen Meissen würde ich das aus meinem Gefühl heraus und nach diesen zwei Stunden nicht bestätigen können. Kann aber auch daran liegen, dass ich einen guten Sound bei Konzerten mag, es aber nicht leiden kann, wenn jeder Song irgendwie nach dem gleichen Strickmuster „gecovert“, kopiert und stoisch bearbeitet wird. Bei mir erzeugt so etwas letztlich Langeweile und auch Unverständnis. Das musste ich mal eben aussprechen und aufschreiben dürfen.

Wenn jetzt einer glaubt, ich würde mir diese Geschichten, Popsplits genannt, nicht mehr anhören wollen, der ist auf dem Holzweg. Diese Idee ist genial und wie MICHAEL PAN das macht ist einzigartig und originell. Seine Stimme scheint wie gemacht dafür. Im Radio ist er ja wieder Sprecher und nicht Bandmitglied rechts vorn in der äußersten Ecke. Ich freue mich auf jede neue Story, die ich hören werde und Anfang Oktober fahre ich auch wieder nach Berlin. Dann schalte ich RADIO EINS wieder an.


http://www.radioeins.de/musik/popsplits/index.html

Angefügte Bilder:
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Rock Copy Rats.jpg
zuletzt bearbeitet 26.09.2010 17:49 | nach oben springen

#2

RE: Popsplits & ROCK COPY RATS - Berlin ist nicht Meissen

in Off-Topic 26.09.2010 19:31
von Gelöschtes Mitglied
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Hallo Harald, von den Rock Copy Rats weiß ich zwar nichts, aber deine Ausführungen sind immer wieder lesenswert.
Diesmal besonders deine Meinung über die Popsplits von radio Eins. Das ist auch für mich, als Berliner, der einzige Sender mit Niveau in der Region,
hier gibt´s wirklich kein Alltags-Gedudel und keine Kurz-Info´s sondern tiefer gehende Nachrichten, Reportagen, Hintergründe usw.
Auf die Popsplits freu ich mich auch immer, denn am Anfang rate ich erstmal, um welchen Künstler oder Song es gehen könnte und wenn der Name genannt wird, weiß ich: Wieder was dazu gelernt.
Für alle die nicht nur den Moderator hören wollen oder können, gibt´s das auch schon auf CD, Hörbuch und in 2 Büchern. Guckst du hier : http://www.rbb-online-shop.de/radioeins/...s-volume-1.html
Viel Spaß

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#3

RE: Popsplits & ROCK COPY RATS - Berlin ist nicht Meissen

in Off-Topic 28.09.2010 23:55
von Falk aus DD
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Ergänzend zu Hartmut's Bericht möchte ich zum Thema "Radio-Sender" noch folgendes mitteilen:

Es gibt auch im Sachsenland einen Sender, der m. E. empfehlenswert ist, und zwar MDR-Figaro.
Der ist bei mir "fest" eingestellt. Es kommt gute Rock- und Popmusik (meist aus dem Bereich
der leiseren Töne) im Wechsel mit klassischer Musik, Redebeiträgen, Features, Ratesendungen
usw. Einfach mal 'reinhören.

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#4

RE: Popsplits & ROCK COPY RATS - Berlin ist nicht Meissen

in Off-Topic 30.09.2010 11:02
von Falk aus DD
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Mich würde mal die Meinung der Forum-Mitglieder und -Gäste zu MDR-Figaro interessieren. Soll hier aber keine Werbung sein.

LG

Falk

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#5

RE: Popsplits & ROCK COPY RATS - Berlin ist nicht Meissen

in Off-Topic 01.10.2010 21:32
von PM | 4.235 Beiträge | 5060 Punkte

Ich bin mit einem absoluten Figaro Fan verheiratet und werde im Auto immer genötigt, das mit anzuhören. Stimmt, es gibt da viel Interessantes - aber manchmal nervt mich die Textlastigkeit.


Klick mal druff hier:

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