Wooly Wolstenholme ( 15.04.1947 – 13.12.2010) zum Gedenken
Es war Weihnachten 1975, da bekam ich genau am Vormittag des Heiligen Abend ein Plattenpäckchen aus England und darin von BARCLEY JAMES HARVEST „Time Honoured Ghost“. Das war meine erste Bekanntschaft mit der englischen Ausnahmeband und immer, wenn ich Jahre später irgendwann einmal die Platte in die Hände nahm, um sie aufzulegen, habe ich ein Gefühl von Weihnacht und Bescherung. Auch mitten im Sommer.
Seit heute wird das anders sein, denn von einem guten Freund habe ich soeben erfahren, dass WOOLY WOLSTENHOLME, der einstige Mitbegründer und Keyboarder der Band, am 13. Dezember seinem Leben selbst ein Ende gesetzt hat.
WOOLY WOLSTENHOLME gründete BJA schon 1967 gemeinsam mit John Lees, Les Holroyd und Mel Prichard und schon 1970 erschien ihr Debut – Album, das den Bandnamen als Titel trug. Ihr 6. Studioalbum „Time Honoured Ghost“ (siehe oben) erschien 1975. Die nächsten Meilensteine hießen „Octoberon“, „Gone To Earth“ mit der legendären „Hymn“ oder „Eyes Of The Universe“.
WOLSTENHOLME stieg 1979 frustriert über die eingeschlagene musikalische Richtung und die kommerzielle Ausrichtung der Band aus und brachte 1980 seine erste Solo-LP „Maestoso“ heraus. Von da an machten BJH als Trio zwar kommerziell erfolgreich weiter, hatten aber einen Teil ihres künstlerischen Anspruchs und Identität verloren bzw. geopfert. Spätestens mit „Ring Of Changes“ (1983) war der künstlerische Zenit überschritten.
Ein geplantes zweites Studioalbum von WOOLY WOLSTENHOLME erschien nicht mehr, er zog sich aus dem Musikgeschäft und in sein Privatleben und auf seine Farm zurück. Ab 1988 trat er wieder in unregelmäßigen Abständen in Erscheinung und bei einigen Shows auf die Bühne. Nach der Jahrtausendwende erschienen mit Grim (2005) und „Caterwauling“ (2007) zwei weitere Alben seiner Maestoso-Band.
WOLSTENHOLME war wohl ein eher ruhiger Rock-Star. Mit seinen kompositorischen Fähigkeiten und seinem oftmals dramatischen Spiel auf den Tasten prägte er den Sound von BARCLEY JAMES HARVEST. Wer dieses Spiel in Ruhe genießen und sich daran erfreuen möchte, sollte sich „Maestoso“ zulegen und anhören. Diesen Klang und diese Harmonie wird so nie wieder live zu erleben sein und das macht traurig. Die Umstände, unter denen es geschah, machen mich betroffen und sprachlos. Wieder einer mehr, der mir fehlen wird.