Alte Rocker
(„Ein Schritt greift immer zu kurz, zwei Schritte sind immer katastrophal.“)
- Klaus Renft, „Zwischen Liebe und Zorn“, Seite 9 –
Man kann sie mögen, kann sie hassen, man kann sie manchmal nicht mehr sehn,
doch hört man eins der alten Lieder,
dann fühlt man wie auf Rosen gehn.
Siehst mal ein Foto in der Zeitung, hörst irgendwo nur einen Ton,
dann laufen vor den Augen Bilder,
als wären’s nicht Jahrzehnte schon.
Einst freche Rocker sind jetzt älter, die Worte zahm, das Haar schon dünn
und dennoch treibt sie’s auf die Bretter,
was and’res hätte nicht viel Sinn.
Der Rock’n’Roll scheint alt geworden, fast süffig süß, wie Traubensaft,
der treibt noch manchmal Hitzewellen
und neue Lieder, wenn er’s schafft.
So manche alte Rocker zeigen dir nur noch die stumpfe Zähnen vor,
was Aufschrei war der frühen Jahre,
erreicht jetzt kaum ein junges Ohr.
Manch alte Rocker werden leise, uns bläst kein Sturm mehr ins Gesicht
und ein paar alte zorn’ge Lieder
versteh’n die junge Hüpfer nicht.
Manch alter Rocker spürt schon Muse, sich auszuruh’n auf Schwanenschwingen,
er spielt mit Eisbär’n oder meint,
es reicht vom alten Otto singen.
Manch alten Fan vor Rocker-Bühnen zwackt auch schon mal das Zipperlein,
wenn dann noch Ideale bröckeln,
gibt er bald auf und lässt es sein.
Es werden wohl manch graue Rocker, erst auf dem Weg zum Himmel müd,
dann wünsch ich mir ’nen lauten Abschied
und sing’ für sie ein leises Lied.