Der 03.Oktober war ein schöner Herbsttag, die Sonne schien und ich war nachmittags im Herzen des Lausitzer Seenlandes unterwegs. Hier versucht der Mensch die Schäden, die durch den jahrzehntelangen Braunkohleabbau verursacht worden durch Rekultivierung und Umgestaltung zu minimieren. Aus den Löchern der Tagebaue entstanden und entstehen zwischen Dresden und Berlin künstliche Seen, die die größte von Menschen geschaffene Wasserlandschaft Europas darstellen. Eine neue Urlaubsregion ist im Entstehen und man kann schon viele Erfolge sehen. Die Zukunft des ehemaligen Braunkohlereviers heißt also Tourismus. Ich fuhr durch Hoyerswerda und weiter durch ein paar Dörfer bis an den Plagwitzer See, der seit 2004 geflutet wird. Ein riesiger See mit einer Fläche von 1120 Hektar und einen Wasservolumen von 130 Millionen Kubikmeter ist hier entstanden. Wo zwischen 1940 und 1977 im Tagebau Skado fast 240 Millionen Tonnen Rohkohle gefördert wurden, werden sich die Menschen bald aktiv erholen können. Erste Angebote können bereits genutzt werden.

Kurz vor meinem Ziel kann ich auf den See blicken. Der Blick verschlägt mir förmlich den Atem. Die Sonne lässt das Wasser wie Silber glitzern. Jäh unterbricht mich die Stimme meines elektronischen Reiseführers Noch 500 Meter bis zum Ziel verkündet die weibliche Stimme und mir scheint, sie klingt energischer als sonst, um mich aus meinen Gedanken zu reißen. Ich stelle mein Vehikel auf der Wiese vor einem Gebäudekomplex ab. "Partwitzer Hof" - Gaststätte, Pension und Reiterhof kann ich lesen und auf einer Kreidetafel zusätzlich, dass es beim Hoffest Livemusik mit KLARtext gibt. Die Betreiber erheben deshalb einen symbolischen Hofmusikzoll von einem Euro pro Besucher. Auf dem Hof ist ein großer Biergarten und es duftet überall nach Kaffee, frisch gebackenen Brot und Kuchen. Das schöne Wetter hat viele Gäste an die Tische gelockt, eine Familienidylle tut sich vor mir auf. Man hört die Leute lachen, Kinder tollen umher und das Servicepersonal hat alle Hände voll zu tun. Es ist ein ständiges Kommen und Gehen.

Vor dem Eingang zur Reithalle unter einem Sonnendach hatten die Musiker von KLARtext ihre Instrumente aufgebaut. Die Band war bereits seit 12.00 Uhr hier im Einsatz und bis 17.00 Uhr lagen noch zwei Stunden Mugge vor „meinen“ Jungs, die seit wenigen Wochen wieder mal in veränderter Besetzung auftreten.

In diesen Tagen klebe ich dieser Band genau 5 Jahre an den Hacken. Was am 06.10.2007 bei Eiseskälte in einem Festzelt auf dem Altmarkt in Hoyerswerda begann, ist zu einer „Daueraffaire“ geworden. Ich habe immer an diese Band geglaubt und bisher viele Höhen und einige Tiefen mit KLARtext erlebt. Das verbindet und mein Leben ist dadurch im menschlichen sowie im musikalischen Bereich um einige Farbnuancen bunter geworden. Natürlich erinnert man sich an die schönen Momente besonders gerne und KLARtext hat mehr erreicht als manch andere Band:

- der Gewinn des weltweiten Bandwettbewerbs eines Internet-Radiosenders und von My Space,
- die ganzen Partys im Hoyerswerdaer „SURF.INN“ bei Grit und Dirk(die fehlen mir heute besonders, denn das SURF.INN war irgendwie die Homebase der Band und irgendwie auch meine,

- Kundi’s Mugge mit KLARtext, Trixi G sowie Akim Jensch und Tina’s Voice im Januar 2008 im „SURF.INN“,
- KLARtext als Vorband der PUHDYS in Kamenz (2008), Rammenau (09) und Görlitz (10) und von HAASE & Band (2011), Auftritte beim HAASE-Fantreffen (2010, 11),
- die ersten KT-Songs erscheinen auf einen Sampler (Frühjahr 2008)
- die eigene CD „Das Leben ist bunt“ (November 2008),
- die TEROBI-Konzerte mit der optischen Untermalung durch die Bilder von Tom Glöß
- der 5.Bandgeburtstag im Oktober 2011 im Kunsthof Gohlis mit den Gästen Vize und Marko von AufSturz.

Ca. 30 Konzerte habe ich mit den Jungs bisher erlebt und manchmal konnte auch so ein unbedeutender Wicht wie ich der Band etwas helfen. Das macht mich stolz und dankbar zugleich.

Dass Jörg „Samson“ Geidel dieses Jahr die Band verließ, war zwar ein schwerer Schlag, aber
es war, so weit ich das beurteilen kann, eine saubere Trennung. Samson half der Band auch noch nach seinem offiziellen Ausstieg bei einem Konzert auf dem Landeserntedankfest in Sebnitz am Bass aus der Patsche. Für mich ist es immer noch eine Freude, den langen Lulatsch auf Konzerten anderer Künstler in Dresden und Umgebung als ganz normalen „Musik-Verrückten“ zu treffen.

Nun greift also der neue Basser Karsten bei KLARtext in die Saiten und erzeugt die tiefen Töne. Natürlich stand er auf dem Plagwitzer Hof unter meiner besonderen Beobachtung. Musikalisch passt der Junge Bursche schon ins musikalische Konzept der Band. Er spielt einen groovigen Bass und soll auch im Funk-/Soul-Bereich Erfahrung haben. Er könnte der Band auf Dauer weiterhelfen. Ob das menschlich auf Dauer funktionieren wird, kann ich (noch) nicht beurteilen. Ich hoffe das natürlich sehr, denn die Band kann sich wirklich nur in stabiler Besetzung weiterentwickeln. Seine Schüchternheit bzw. Zurückhaltung wird er sicher mit der Zeit noch ablegen.

Neu bei KLARtext sind auch ein paar Cover-Songs( außer den bisher schon praktizierten GUNDI-Liedern), die jetzt im Programm sind. Manchmal bringt einen ja dieser zeitweilige Schritt zurück in der Zukunft auch zwei Schritte vorwärts. Erstmal brechen die Jungs damit aus ihren bisherigen Bahnen aus und Freude haben sie offensichtlich auch noch dran. Gefreut habe ich mich über „Lied für Anja“ von den PUHDYS. Da hat „Cäsar“ Gerhard Skirl eine sehr schöne E-Gitarre-Melodie eingebaut und das Lied war bei den Fremdtiteln insgesamt schon ein kleines Highlight. „An Tagen wie diesen“ von den Toten Hosen hat mir im Strophenteil schon ganz gut gefallen. Der Refrain kam mir noch etwas dünn vor. Da muss von der Band noch nachgebessert werden. Das mag aber zum Teil auch an der gebremsten Lautstärke gelegen haben. „Sexy“ von Westernhagen und „Alkohol“ von Grönemeyer sind natürlich ganz bekannte Lieder, die viele Leute auch wieder erkennen. Da gab es auch besonderen Beifall. Lakki „Mario“ Lakotta ist jetzt alleiniger Frontmann von KLARtext. Das ist bei so einer Dauer-Mugge von 12.00 – 17.00 Uhr natürlich besonders anstrengend. Die GUNDERMANN-Songs („Alle oder keiner“, „Herzblatt“, „Wo soll’n wir hin“, „Nach Haus“ und Menschenmädchen“ mit der Tom Petty-Melodie von I wan’t back down“) kamen im ehemaligen Braunkohle-Revier besonders gut. Da waren meine Gedanken gleich wieder bei dem riesigen Partwitzer See, der aus dem Tagebau entstand.

Natürlich durften wir auch ein paar Lieder von der CD „Das Leben ist bunt“ (den Titelsong „DLib“, „Biographie“, Jäger“, Grüß Gott) hören. Aber die Jungs spielten mit „Trampen nach Süden“ „Abseits“, Gipfelstürmer“, „Engel aus Eis“,, Schatten“ und „der Rock’n Roll bleibt“ auch 6 Lieder, die bisher noch nicht auf Tonträger erschienen sind. Da KLARtext noch ein oder 2 andere neue Songs in der Hinterhand hat, schreit das förmlich nach einer neuen CD ;-). Aber bei Freizeit-Musikern ist das natürlich auch eine Frage der Finanzierung und noch können die Jungs den Menschen ja „Das Leben ist bunt“ anbieten. Enrico „Enni“ Lakotta hielt die Band vom Schlagzeug aus wieder im richtigen Takt und auch im organisatorischen Bereich behält er die Fäden gut in der Hand. Die Band hatte im September einige Muggen (u.a. auch zwei beim TdS) und es stehen bis Jahresende auch noch weitere Termine im Kalender. Es läuft also live-mäßig momentan ganz gut für KLARtext. Ich habe die Band im Jahr 2012 natürlich auch noch mal in der Planung.

Gruß Kundi

Lieber Kundi, schon alleine deine Schilderung der Anfahrt ist ein Highlight. Man spürt, wie du die Gegend liebst, in der du lebst. Auf Klartext bin ich damals hier durch Kundi aufmerksam geworden und ich verfolge seit dem ihr Schaffen in regelmäßigen Abständen. Tut mir sehr leid, dass Samson weg ist, aber das ist nun mal so, dass sich in verschiedene Richtungen entwickelt wird, sonst gäbe es ja einen Stillstand. Mal sehen, wenn die Jungs mir mal wieder über den Weg laufen und Kundi wird schon dafür sorgen, dass wir sie nicht aus den Augen verlieren.

Das hier ist mir gerade mal wieder in die Hände gefallen. Eine nette Einlage zu einer Mugge mit Haase in der Illigmühle. Unsere Tina mit dem Hut als Basserin bei Klartext:

http://youtu.be/qWV0rPGFG3E

Hey Kundi, starker Bericht - DANKE!!!
Auch ich hatte das Gefühl, mit Dir unterwegs zu sein und spüre deutlich die Leidenschaft, mit der Du KLARTEXT nun schon so lange begleitest.

... Wird Zeit, dass ich mich mal etwas näher mit der Band befasse.

Schön, durch Dich immer wieder auf so manches musikalische Edelsteinchen zu stoßen!

Danke für eure lieben Kommentare.

Unsere gut beHutete Tina am Bass, das waren Zeiten. Eine sehr schöne Erinnerung, liebe Petra. Tja, mit uns "Verrückten" kann man allerlei erleben und Spaß ist bei uns noch nie zu kurz gekommen. Die Illingmühle gehört sicher zu den ungewöhnlichsten Veranstaltungsorten, aber wir haben dort mehrmals tolle Stunden verlebt.
Leider wäre unsere Tina keine dauerhafte Alternative für KLARtext, denn die liebe Tina hat ja nie Zeit und als Konzertnomadin immer einen vollen Terminkalender.

Übrigens steht dieses Jahr noch ein sehr schöner KT-Gig in Hoyerswerda an und zwar am 08. Dezember 12 um 21.00 Uhr im "Black Raven Irish Pub". In Hoywoy liegen ja die Wurzeln von KTund ich freue mich schon jetzt auf diese Mugge.

Ich habe in PM's you tube-Schatzkiste gleich mal ungefragt und unangemeldet Inventur gemacht und dabei dieses Video von der PUHDYS-Mugge am 31.10.2009 in Rammenau gefunden. KLARtext zu Zeiten des TEROBI-Projektes (Bühnenbild und Beamer-Show mit den BIldern von Tom Glöß), "Der Rock'n Roll bleibt". Herzlichen Dank für dieses Kleinod, liebe Petra :

http://www.youtube.com/watch?v=dVTv7LjmCoE

Gruß Kundi