#1

Der kleine Sachsendreier erzählt und singt Rockgeschichte 23.11.12 im khg

in Konzertberichte Ostrock allgemein 29.11.2012 20:47
von Kundi (gelöscht)
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Ich kann mich nicht erinnern, dass der gemütliche Kunsthof Gohlis jemals so sensationell gut gefüllt, ja fast überfüllt war. Am vergangen Freitag schien er förmlich aus allen Nähten zu platzen. Obwohl extra für diesen Abend einige Tische entfernt und dafür zusätzliche Stuhlreihen aufgestellt waren, wurden noch kurz vor Beginn der Veranstaltung weitere Sitzgelegenheiten herbeigeschafft. Es war dann äußerst schwierig, sich einen Weg durch die Enge zu bahnen.

Wer waren nun eigentlich die Schuldigen an dem ganzen Auflauf? Ein paar "alte Säcke", die uns Geschichten vom Sachsendreier erzählen wollten. Damit war aber nicht die legendäre Briefmarke mit der Bezeichnung Sachsen, 3 Pfennig rot aus dem Jahr 1850 gemeint.

Die 3 Herren im gesetzten Alter sind eigentlich Sänger der drei legendären sächsischen Rockbands electra, Lift und Stern Combo Meißen. Diese Bands geben seit 15 Jahren auch als Sachsendreier gemeinsame Konzerte

Werther Lohse von der Gruppe Lift, Stefan Trepte von electra und Reinhard Fissler von der Stern Combo Meißen (der aus bekannten Gründen leider nur per Videoeinblendungen mitwirken konnte) wollten uns Wissenswertes und Anekdoten aus der Geschichte ihrer Bands erzählen. Außerdem sollte das Ganze natürlich noch mit ein paar live gesungen Hits verschönert werden. Andreas "Bruno" Leuschner von electra würde dazu in die Tasten seines Keyboards greifen und die Sänger begleiten.

Es wurde der erwartet phantastische Abend bei dem als weitere Gäste H.C. Schmidt ( ehemals bei der Band Zwei Wege) und eine junge Straßenmusikerin begrüßt werden konnten. Demnächst versuche ich mal ein kleinen Bericht dazu zu schreiben. Hier gibt es aber jetzt erste Fotos.

Gruß Kundi

Angefügte Bilder:
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#2

RE: Der kleine Sachsendreier erzählt und singt Rockgeschichte 23.11.12 im khg

in Konzertberichte Ostrock allgemein 01.12.2012 15:13
von Kundi (gelöscht)
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Ich bin so ein Typ, der gerne mehr über Musiker und Bands erfahren möchte. Damit meine ich nicht solche Sachen wie die Wohnadressen, privaten Telefonnummern, Schuhgrößen der Musiker oder gar die Automarken, die diese Helden fahren und ihre amtlichen Kennzeichen. Das ist für die Öffentlichkeit völlig unerheblich und gehört für mich zur Privatsphäre.

Musikerbiographien oder –Interviews gestatten uns Fans oft einen sehr tiefen und intensiven Blick auf Leben und Werk unserer Helden. Es macht Spaß solche Veröffentlichungen zu lesen. Man erfährt etwas Neues, kann die Sichtweise des Musikers zu bekannten Sachverhalten oder gar selbst Erlebten nachlesen und kann für sich selbst dadurch manches besser einordnen. Nicht unerheblich ist dabei der zeitliche Kontext, deshalb sind Biographien auch ein gutes Stück Zeitgeschichte. Im Idealfall lockern Anekdoten das ganze ordentlich auf Das Lesen solcher Veröffentlichungen ist informativ, kurzweilig und unterhaltsam.
Musiker sind trotz allem auch nur Menschen. Sie haben, wie jeder von uns, Stärken und Schwächen.

Einen sehr schönen Einblick in die Geschichte des (ost-)deutschen Artrocks, der in den siebziger Jahren erblühte, bietet das Buch „Geschichten vom Sachsendreier“ von Jürgen Balitzki. Besonders für die Fans, die damals schon zu den Sternen aus Meißen, electra und Lift aus Dresden gingen, ist dieses Werk eine unerschöpfliche Quelle die eigenen Erinnerungen zu ergänzen oder zu überprüfen. Balitzki ist ja ein ausgewiesener Kenner der Szene. Als Radiomoderator und Redakteur beim Jugendradio DT 64 hat er die Entwicklung der Rockmusik in der DDR aus exklusiver Nähe begleiten können.

Mein erstes richtiges Rock-Konzert erlebte ich im zarten Alter von 14 oder 15 Jahren mit der Stern Combo Meißen im Festsaal des Hotel „Stadt Bautzen“, im Volksmund „Krone“(nach dem Vorkriegsnamen des Hotels) genannt. Dieser Saal hatte damals die Funktion einer Stadthalle. Es war an einem Wochentag und damals ähnelten die offiziellen Konzerte in staatlichen Kultureinrichtungen noch mehr einem Theaterbesuch als einem Rockkonzert. Zu trinken gab es im Konzertsaal auch nichts. Man saß brav auf Stühlen, die in Reihen aufgestellt waren und applaudierte im Verlauf der Veranstaltung artig. Allenfalls am Ende der Mugge stand man für den Schlussapplaus auf. Manche Besucher waren sogar festlich gekleidet. Konzertbeginn war meistens schon 19.00 Uhr oder 19.30 Uhr. Gong- oder Klingelsignale wie im Theater oder Kino forderten die Besucher rechtzeitig dazu auf ihre Plätze einzunehmen. Pausen nach der Hälfte des Konzertes waren allgemein üblich. Bei der Stern Combo Meißen machte das durchaus Sinn, denn die Band spielte im ersten Konzertteil ihr komplettes rocksinfonisches Werk „Weißes Gold“ und nach der Pause dann die Einzeltitel wie „Mütter gehen fort ohne Laut“, Die Sage“ oder „Kampf um den Südpol“.
Ganz anders sah das damals aber schon bei den Muggen am Wochenende in den Dorfsälen aus, die ja von privaten Gastwirten organisiert wurden. Da steppte schon der Rock’n Roll-Bär.
Lift, electra und viele andere erlebte ich später in der „Krone“ allerdings dann schon als richtige Rockkonzerte mit Stehplätzen. Das setzte sich dann ziemlich schnell als Standard durch. Das lag sicher auch daran, dass einfach mehr Leute in den Saal passten und bei nur einem Jugendkonzert mit einer namhaften Band im Monat war der Bedarf ziemlich groß.

Doch kommen wir zurück zum Ursprungsthema „Geschichten vom Sachsendreier“ live im Kunsthof Gohlis. Die Veranstaltung war schon etwas Besonderes, weil es eine Mischung aus Lesung, freien Erzählungen der Musiker, Livemusik und Foto- / Videoeinspielungen war. Den Entstieg machte ein Video vom ersten Sachsendreier-Konzert 1997 im Kulturhaus Munzig. Ich erinnerte mich aber an ein Konzert von Stern Combo Meißen, Lift und Monsters Renft-Band, dass ich irgendwann in der Eishalle Jonsdorf gesehen hatte. Das könnte zeitlich sogar vor Munzig gelegen haben. Ich glaube, diese Veranstaltung lief damals auch unter den Begriff Sachsendreier, bin mir da überhaupt nicht hundertprozentig sicher.

Stephan Trepte las dann aus einem Bericht des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR vor, der die Rockbands und ihre Fans in den sechziger oder ganz frühen siebziger Jahren thematisierte. Trepte las das aber nicht nur stumpf runter, sondern betonte das ganze auch noch herrlich. Genüsslich mit dem Zeigefinger in die Zuhörermenge zeigend, kommentierte er grinsend, „die langhaarigen, ungepflegten Jugendlichen das wart ihr“. Der Mann hat wirklich Sinn für Humor, was er den ganzen Abend über immer wieder bewies. Trepte ist sowieso eines der schillerndsten Originale der Ostrocker. Die Fans lieben ihn nicht nur wegen seiner tollen Gesangsleistungen und seiner unglaublichen Bühnenpräsenz, sondern auch wegen seiner legendären Fehltritte, aus denen er nie ein Geheimnis machte und die an diesem Abend auch noch zur Sprache kamen.

Aber erstmal sang er uns „Wenn die Blätter fallen“ aus seiner REFORM-Zeit. Andreas „Bruno Leuschner (electra) begleitete die gesamten Gesangsdarbietungen von Stefan Trepte und Werther Lohse auf dem Keyboard. Dieses schlichte und zurückhaltende Soundgewand tat den Liedern auch mal gut. Umso stärker rückten nämlich die Gesangsstimmen in den Vordergrund.
Mit der nächsten Videoeinspielung begrüßte Reinhard Fissler mit sehr persönlichen Worten die Fans zu den „Geschichten vom Sachsendreier“. In diesen Augenblicken hätte man im Kunsthof eine Stecknadel zu Boden fallen hören, so aufmerksam lauschten die Gäste.

„Der weite Weg“ von der Stern Combo Meißen wurde dann von Werther und Stephan gemeinsam gesungen. An einer Stelle übersprang einer der Sänger ein paar Zeilen, was natürlich vom Kollegen nicht unkommentiert gelassen wurde. Nicht nur die beiden Beteiligten hatten ihren Spaß an dieser kleinen „Panne“. Dann kam Werther Lohse zu Wort und wir flogen gedanklich auf Balladen-Schwingen „Nach Süden“.

Stephan Trepte erzählte uns dann, wie er als junger Musiker mit seiner damaligen Band STC(offiziell Stereoclub von den Fans auch Stones-Club genannt) zum Tanz aufspielte und bei einer gemeinsamen Mugge mit electra von Bernd Aust abgeworben wurde. Es machte richtig Spaß diese bekannten Fakten mal aus direktem Munde von Trepte zu hören. Die Geschichte seiner Anfänge bei electra wurde mit dem Titel „Einmal ich, einmal du, einmal er“ abgerundet. Es folgten noch einige Songs, bevor es mit Werther Lohse und „Meine Schulden“ von Lift in die Pause ging.

Die Verschnaufpause für die 3 vom Sachsendreier nutzten H.C. Schmidt und eine junge Straßenmusikerin für einen kurzen Gastauftritt bei dem sie einige Proben ihres Könnens zu Gehör brachten.

Das Bild einer Burg auf der Videoleinwand signalisierte und illustrierte den ersten musikalischen Kracher nach der Pause. Werther Lohse sang “Die Sage“ von der Stern Combo. Das ist jetzt eine gute Gelegenheit für mich zu schreiben, dass Stephan Trepte nicht nur bei electra sang, sondern auch einige Zeit bei Lift. In Werthers Biographie stehen neben den vielen Jahren bei Lift ebenfalls zwei Jahre SCM.

Dann schlug die große Erzählstunde von Stephan Trepte über den Umgang mit Alkohol und über einen Besuch beim ehemaligen electra-Gitarristen Peter „Keule“ Sandkeulen, der wie Trepte auch kein Kind von Traurigkeit war. Dieser hatte eine Heidenangst, dass sich Trepte vor der Familie über Keule’s ausschweifendes electra-Vorleben auslassen könnte.
Die „sixtinische Madonna“ und die „Falsche Schöne“ gingen zwischen Treptes humorvollen Erzählungen fast ein bisschen unter.
Denn der Alkohol führte bei Stefan manchmal auch zu einem unangenehmen Erwachen in fremden Betten. Dazu fiel ihm die Geschichte von der dicken Renate ein, die er sehr lebendig und humorvoll erzählte.

„Dicke Bohnen“ von REFORM und elctra’s “Nie zuvor“, „Am Abend mancher Tage“ von Lift waren dann die Vorboten des nahenden Endes der Veranstaltung. Als finalen Song konnte es eigentlich nur ein Lied geben und das war „Der Kampf um den Südpol, den Lohse und Trepte gemeinsam mit H.C.Schmidt sangen. Stürmischer Applaus, begeisterte Pfiffe und Zugabe-Rufe holten die Musiker zurück auf die Bühne.
„Mein Herz soll ein Wasser sein“, diese wunderbare Lift-Ballade, war eines der zusätzlichen Geschenke, die uns Werther, Stephan und Bruno bereiteten.
„Wasser und Wein“ war dann der allerletzte Song des Abends und Werther Lohse gab nicht eher Ruhe, bis das Publikum kräftig und lautstark in den Refrain einstimmte.

Gruß Kundi

Angefügte Bilder:
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zuletzt bearbeitet 01.12.2012 15:39 | nach oben springen

#3

RE: Der kleine Sachsendreier erzählt und singt Rockgeschichte 23.11.12 im khg

in Konzertberichte Ostrock allgemein 02.12.2012 14:52
von Kundi (gelöscht)
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Mit freundlicher Genehmigung von deutsche-mugge.de stelle ich hiermit 2 Links zu bewegten und vertonten Bildern ( "Die Sage", "Wasser und Wein") ein:

http://www.youtube.com/watch?feature=pla...d&v=Fe_yuJqM92M

http://www.youtube.com/watch?feature=pla...d&v=GfBw-JKP1Hc



Gruß Kundi

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#4

RE: Der kleine Sachsendreier erzählt und singt Rockgeschichte 23.11.12 im khg

in Konzertberichte Ostrock allgemein 02.12.2012 20:26
von PM | 4.235 Beiträge | 5060 Punkte

Hab ich aufmerksam gelesen - war ja an dem Tag verhindert , wie viele andere von hier auch. Es gibt bei der Mugge ein Interview von Trepte - absolut lesenswert als Ergänzung.
Haben sie eine Webseite, wo eventuell neue Termine stehen?


Klick mal druff hier:

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#5

RE: Der kleine Sachsendreier erzählt und singt Rockgeschichte 23.11.12 im khg

in Konzertberichte Ostrock allgemein 03.12.2012 20:44
von Kundi (gelöscht)
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Mit den Terminen ist das so eine Sache. Eine eigene Seite gibt es dazu nicht.
Bisher war die Lift-Seite immer eine gute Quelle, denn dort standen die "Geschichten vom Sachsendreier" fein säuberlich mit in den Terminen.

Bisher gibt es aber noch nichts für 2013.

Gruß Kundi

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